Freitag, 1. August 2008

Unforgettable

Mit RG, der hier nicht mitliest, teile ich ja einige schöne Erlebnisse. Auch schmerzliche. Eins davon spielte sich ab im Tropenhaus der Herrenhäuser Gärten. Mir fiel beim rauschhaften (also wie immer) Fotografieren der Kaktusblüten der Objektivdeckel meiner Kamera aus der Hand. RG, der sich stets von seiner gewandten und höflichen Seite zu zeigen pflegte (bis auf wenige nicht erwähnenswerte Ausnahmen) bückte sich rasch, in der Hand den Objektivdeckel, auf den Lippen einen Schrei und in den Augen Entsetzen: Im Hintern die Stacheln eines riesigen Kaktus, der hinterlistiger Weise direkt in seinem Rücken nur auf dieses Bücken gewartet zu haben schien. Hunderte, ach, was, tausende kleiner feiner Stacheln hatten seinen Wintermantel und die Jeans fest an seinen Po getackert. Ich habe bestimmt eine Viertelstunde gelacht, was sicher gemein war, mich aber dann sofort bereit erklärt, behilflich zu sein, die Stacheln – wie auch immer – zu entfernen. Er musste ja schon die Hose runter lassen zu dem Zweck. Ich also in Richtung Damentoilette. Nee, meinte RG da geh ich nicht rein. Nun, der Schmerz schien doch nicht sooo groß zu sein und mein mitleidiges Herz in dem Moment umso größer. Wir also ins Herrenklo. Geschaut, keiner da und schwupps in eine Kabine. Ich auf den Klodeckel und RG vor mir stehend ließ die Hosen runter mit relativ freier Sicht auf die gepeinigten Stellen... und ich gab Anweisungen, (das mach ich ja immer recht gern).:
Ich: (kichernd) bück dich doch mal etwas tiefer. ...
RG: (Hosenbund in der einen Hand, Mantel in der anderen Hand) ich versuch’s
Ich: So komm ich da nicht ran... Zieh mal die Hose noch’n Stückchen weiter runter...
RG: und.. siehst du was? Kommst du jetzt dran...?
Ich: ist so schlechtes Licht hier...
RG: ...puh, ist das eng, man kann sich ja kaum rühren.
Ich: .. ich seh’ nichts....Halt mal den Mantel höher.
RG versuch’s doch bitte... weiter, ..ich kann doch sonst nicht sitzen.
Ich: da steckt nichts mehr drin... oder fühlst du noch was? Piekst es?
RG: (mit den Händen am Po fuchtelnd) da ....ist doch noch was...
Ich: (mit den Händen am Po fuchtelnd) ja... jetzt fühl ich es auch....
Dann ging nebenan die Klospülung...Schritte.... Türklappen,
Stille... diffus unterbrochen von dem Versuch mein glucksendes Lachen zu unterdrücken .
Filmreif alles.
Übrigens, dem Ableger, der vom Kaktus abgebrochen war, hat meine Fürsorge auch gut getan. Bis heute. RG ist natürlich auch wohlauf.

7 Kommentare:

Der Glücksritter hat gesagt…

*lach*
Suuuuuper Story.
Darüber könnte ich mich allerdings auch jahrenlang noch amüsieren.
Er wahrscheinlich erst etwas später, aber an Deiner Stelle hätte ich auch lachen müssen ohne Edne :-)
Wenn man eine Film so hätte drehen wollen, hätte es bestimmt nicht so perfekt geklappt :-)

Indication hat gesagt…

..doch, doch. ER lacht auch inzwischen wieder!!

Anonym hat gesagt…

Tat irgendwie gut die Vorstellung, wenn auch, AUA. Aber soooooo Menschlich. Bestimmt auch die Art wie du schreibst. Würd ich gerne mitnehmen wenn ich darf, die Geschichte ist einfach gut.

Indication hat gesagt…

@angela... nimm sie dir...!

spectare hat gesagt…

Du Evelyn Hamann ....!Pruust!
Unglaublich. Und Dein herrlicher Schreibstil. Danke, danke!!!

Anonym hat gesagt…

Schön. Auch wenn es in diesem Moment dem Herrn RG weh tat und er sich seines Lebens geschämt hat - nicht alle Menschen teilen solche Geschehnisse miteinander und können Jahre später noch gemeinsam drüber lachen.
Was mag der Herr nebenan in der Toilette wohl gedacht haben?! Härrlisch!

Anonym hat gesagt…

filmreifes erlebnis und herzerfrischend erzählt...
ein lachen am morgen...
lg
U